Demografie
Um 1500 lebten auf dem Gebiet des heutigen Deutschland rund 15 Menschen pro Quadratkilometer. Insgesamt 9 Millionen Menschen. 1600 sind es schon 17 Millionen.
Jedes vierte Kind stirbt während des ersten Lebensjahres, nur jedes zweite erreicht das Erwachsenenalter. Die Menschen werden 50 - 60 Jahre alt.
In der Kriesenzeit zwischen 1555 und 1618 geht die Lebenserwartung deutlich zurück.
Lebensbedingungen
Mißernten, Seuchen, vor allem aber die Verwüstungen der großen Kriege führen zu einem nie gekannten Maß an Armut. Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst stetig. Während Adlige und Großgrundbesitzer ein immer luxuriöseres Leben führen, schuften viele ihrer Untertanen als schollengebundene Leibeigene. Sie dürfen den Grund und Boden ihres Herren nicht verlassen und müssen ihre Kinder als Gesinde zur Verfügung stellen.
Mehr als drei Viertel der Bevölkerung leben auf dem Land, doch die Städte wachsen. Statt Burgen lässt sich die Oberschicht nun prächtige, von Parks umgebene Schlösser und Villen bauen mit getäfelten Decken. In den Städten entestehen repräsentative Wohnhäuser mit den aufwendigen ornamentalen Fassaden der Renaissance.
Ernährung
Die Nahrungsmittelproduktion kann mit der wachsenden Bevölkerung nicht Schritt halten. Der Fleichkonsum geht stark zurück und auch das Getreide ist knapp. Gemüse galt als typische Arme-Leute-Speise, die nicht besonders sättigend war. Das, was die Bauern in ihren eigenen Gärten anbauten wie Kohl, Rüben, Zwiebeln, Lauch und Hülsenfrüchte, stellte einen großen Teil ihrer täglichen Nahrung dar. Bauern wurden oft spöttisch als "Kraut- und Rübenfresser" bezeichnet, daran sieht man, welches Ansehen diese Feldfrüchte hatten.
Obwohl auf vielen Bauernhöfen Obst von den Bäumen geerntet wurde, mussten die Bauern einen großen Teil davon an ihre Lehnsherren abführen. Trotzdem blieben ihnen Äpfel, Birnen, Pflaumen usw. je nach Saison. Obst wurde generell nicht roh gegessen, sondern mit Essig und Gewürzen zerkocht, weil rohes Obst als ungesund galt. Honig war als Süßungsmittel für jedermann greifbar, denn es war einfach und nicht teuer selbst ein paar Bienenstöcke zu halten. Zucker konnten sich Bauern noch sehr lange Zeit nicht leisten.
Bei den Getränken kamen bei den Bauern vor allem Wasser, Bier, Obstwein und Met auf den Tisch. Das Wasser war normalerweise alleine nicht genießbar und wurde deshalb oft mit Obstsaft und dünnem Wein vermischt. Der Wein war im Gegensatz zu dem des Adels sauer und von schlechter Qualität.
Die Zahl der Hungernden und Unterernährten wächst. Die Oberschicht dagegen protzt mit üppigen gelagen.
Haushalt
Die Küche hatte sich endgültig als eigenständiger, abgetrennter Raum innerhalb des Wohnhauses herausgebildet. Die unbequemen ebenerdigen Feuerstellen wurden zunehmend von massiv aufgemauerten Herdblöcken abgelöst, die knöchel-, knie- oder oberschenkelhoch waren. Die meisten Bauersfrauen hatten den ganzen Tag einen Kessel über dem Feuer in ihrem Haus hängen, in dem eine Art dicker Eintopf vor sich hin kochte. Dieser wurde immer wieder ergänzt mit Gemüse und Kräutern aus dem Garten. Geleert oder gereinigt wurde der Topf so gut wie nie.
Sprache und Schrift
Es gibt noch immer zahlreiche Mundarten und Dialekte. Dank des Buchdruckes bildet sich jedoch allmählich eine einheitliche neuhochdeutsche Schriftsprache heraus.
Wissenschaft
Naturwissenschaftliche Entdeckungen revolutionieren das mittelalterliche Bild des Menschen und der Welt. Kopernikus begründet 1543 sein heliozentrisches Weltbild, Johannes Kepler veröffentlicht 1609 seine Berechnungen über die elliptischen Bahnen der Planeten. Künstler studieren die naturgetreue Darstellung des menschlichen Körpers. Der Buchdruck führt zu einer Medienrevolution.
Um 1490 revolutioniert ein neues Kommunikationssystem Europa, die Post. Diese macht durch feste Stationen erstmals den Briefverherhr auf festen Routen und zu festen Zeiten möglich.
Militär
Hauptwaffe des Fußvolkes ist der "Pike" genannte Langspieß. Neu ist die Kartätschengranate. Mit Nägeln, gehacktem Blei und Eisenstückchen gefüllte Kugeln, die am Ziel zerplatzen.
Quelle:
1. Fiedler, Teja und Goergen, Marc: "Die Geschichte der Deutschen. Teil 3 - Das religiös und politisch gespaltene Deutschland": In: Stern, Heft 47 (2006), S.