Der Begriff der "Kleinen Eiszeit" wurde in Analogie zu den "Großen Eiszeiten" in vorgeschichtlicher Zeit gebildet und bezeichnet eine sich vom 14. bis zum frühen 19. Jahrhundert erstreckende Klimaphase, die von einer langfristigen Abkühlung der Durchschnittstemperatur von ein bis zwei Grad Celsius bestimmt war. Innerhalb dieser Zeit gab es beträchtliche Klimaschwankungen und einige Phasen, die günstigere oder ungünstigere Witterungsbedingungen aufwiesen. Die Abkühlung des Klimas wirkte sich auf Flora und Fauna aus und beeinflusste die Landwirtschaft in Mittel- und Nordeuropa stark. In Island musste im Zuge dieses Klimawandels der Getreidebau ganz aufgegeben werden; in anderen Ländern gab man den Anbau von Weizen auf und behalf sich mit Hafer und Roggen. Hinsichtlich der Erntezeiten erfährt man aus den Quellen, dass sich die Obstblüte, die Getreideernte oder die Reifezeit der Weintraube wegen der schlechten Witterung beträchtlich hinausschoben.

Das Jahr 1539 verabschiedete sich mit stürmischem, mildem Westwind. Es regnete viel im Dezember, die Leute flüchteten in ihre Häuser. Sie ahnten nicht, wie kostbar der Niederschlag in Kürze werden sollte. Im Januar 1540 begann eine Trockenphase, wie sie Mitteleuropa seit Menschengedenken nicht erlebt hat. Elf Monate fiel kaum Niederschlag, Forscher sprechen von einer "Megadürre". Während Russland im Frühjahr über anhaltenden Schnee und Regenfluten klagte, wunderten sich die Mitteleuropäer über fortwährenden Sonnenschein und sternenklare Nächte. "Es regnete nur mal drei Tage im März", notierte der Winzer Hans Stolz im Elsass.

Die Zeit von 1565 bis 1601 war eine Periode, die in besonderem Maße von einer Klimaverschlechterung geprägt war. Christian Pfister hat diese Klimaphase am Beispiel der Schweiz detailliert untersucht. Die Temperatur war damals im Frühjahr häufig ungewöhnlich kühl, während die sommerlichen Niederschläge stark zunahmen. Die Talfahrt der Sommertemperaturen von 0,8 Grad zwischen 1565 und 1601 ging mit einer starken Zunahme der Niederschläge und einer Vervierfachung der schweren Überschwemmungen einher. Außerdem wurden die Winter schneereicher und dauerten viel länger als früher. Die auf den Anbauflächen der Spitäler von Zürich, Basel und Winterthur pro Flächeneinheit erzeugten Getreidemengen gingen um 18 Prozent zurück, ebenso die Zehnterträge.

Wie aus den Schriftstücken der Berner Obrigkeit hervorgeht, war der Rückgang der Getreideproduktion ursächlich mit einer Schrumpfung der Viehherden verbunden. Schon im Jahre 1591 mussten ausgedehnte Ackerflächen brach gelassen werden, weil es an Zugvieh für die Pflüge und Dünger für die Äcker fehlte. Dies könnte darin begründet sein, dass in den katastrophalen Regensommern zwischen 1585 und 1589 nicht ausreichende Heumengen in die Scheunen gebracht wurden, um die Zugtierbestände zu halten. Auch die Weinmosterträge gingen von der Jahrhundertmitte an in den Weinbaugebieten der Schweiz kontinuierlich zurück; im Jahrzehnt von 1590 bis 1599 wurde nur noch halb so viel Wein pro Flächeneinheit gekeltert wie von 1550 bis 1559. Dies dürfte einerseits mit den ungünstigen Klimaverhältnissen und andererseits mit der schlechteren Düngung zusammenhängen.

Klimaphasen (nach Pfister):

  • 1530-1564 Warmphase
  • 1565-1895 Gletscherhochstand
  • 1702-1730 Wiedererwärmung
  • 1565-1601 nassere Sommer
  • 1602-1629 hohe Variabilität

Quellen:

Rösener, Werner Dr. phil. (25.01.2010): "Landwirtschaft und Klimawandel in historischer Perspektive": URL: http://www.bpb.de/apuz/32996/landwirtschaft-und-klimawandel-in-historischer-perspektive [Stand 20.06.2012]