Nicht jeder Ahnenforscher ist in der Lage, die Alte Schrift zu lesen. Das hat viele Gründe. Einerseits handelt es sich meist umdie Kurrentschrift, die heute nicht mehr gelehrt wird und die nur noch die Uromis beherrschen. Andererseits braucht es auch Übung sich in Handschriften einzulesen und die "Schreibgewohnheiten" von >>damals<< zu versteen und zu berücksichtigen.

Zum Verständnis:

Die ersten erhaltenen schriftlichen Zeugnisse der deutschen Sprache stammen aus dem 8. Jahrhundert. Das lateinische Alphabet diente als Grundlage für die Verschriftung. Dabei war die Schwierigkeit zu überwinden, dass es nicht für alle deutschen Laute, zum Beispiel die Umlaute, eigene Schriftzeichen gab. Um das Jahr 1000 legt Notker von St. Gallen seiner Rechtschreibung phonetisch-phonologische Beobachtungen zugrunde (Notkersches Anlautgesetz). Die Interpunktion entwickelt sich ab dem Hochmittelalter. Ab 1300 wird die Virgel als Satzzeichen genutzt, und Großbuchstaben werden allmählich eingesetzt, um Anfänge zu markieren. Ab dem 14. Jahrhundert verdrängte das Deutsche zunehmend das Lateinische als Kanzleisprache. In Texten des 16. bis 18. Jahrhunderts finden sich noch in großer Zahl Doppelkonsonanten an nach heutigen Maßstäben unnötigen Stellen. Anstelle der Verdoppelung wurden bei bestimmten Konsonanten jedoch Kombinationen mit anderen Konsonanten verwendet, die noch heute gebräuchlich sind, etwa tz statt zz, ck statt kk oder dt statt dd. Außerdem verwendete man manchmal die Schreibweisen aw statt au, äw statt äu, ew statt eu sowie ay statt ai, ey statt ei.
Bis ins 18. Jahrhundert und darüber hinaus gab es keine allgemein verbindliche Rechtschreibung. Jeder Schreiber schrieb im Rahmen allgemeiner Regeln spontan so, wie er es persönlich gerade für richtig hielt. In Zeiten, wo er sich nicht sicher war, änderte er die Schreibweise unter Umständen im selben Text, wenn nicht sogar im selben Satz. Dabei orientierte er sich neben der eigenen Schulbildung an verschiedensten Vorbildern, insbesondere auch an den amtlichen Bekanntmachungen. 1788 veröffentlichte Johann Christoph Adelung Orthographievorschläge, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Grundlage für den Rechtschreibunterricht in den deutschen Schulen bildeten. Sie schränkten unter anderem den bis dahin oft überschwänglichen Gebrauch des ß ein, waren aber im Detail nicht unwidersprochen.
Noch bis ins frühe 19. Jahrhundert wurde statt heutigem ei in vielen Wörtern ey oder eÿ geschrieben (zum Beispiel „bey“ oder „beÿ“ statt „bei“).
Nach der Reichsgründung von 1871 wurde der Ruf nach Vereinheitlichung der Regeln lauter. Im Januar 1876 tagte in Berlin die I. Orthographische Konferenz „zur Herstellung größerer Einigung in der Deutschen Rechtschreibung“, an der außer Vertretern der Staaten des Deutschen Reiches auch Delegierte aus Österreich und der Schweiz teilnahmen. Nach teilweise weitgehenden Vorschlägen einigte man sich sehr maßvoll. Die Beschlüsse wurden aber in den Staaten des Reichs unterschiedlich umgesetzt. Mit der Erstellung und Herausgabe (1880) seines orthographischen Wörterbuchs mit dem Titel Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache – Nach den neuen preußischen und bayerischen Regeln propagierte Konrad Duden – als Einzelperson – eine Synthese aus den einzelstaatlichen (insbesondere preußischen und bayerischen) Schulvorschriften.
Dreißig Jahre nach der deutschen Reichsgründung von 1871 wurde auf der II. Orthographischen Konferenz von 1901 die deutsche Schriftsprache erstmals einheitlich geregelt.

Lesehilfe lässt sich am besten geben, wenn die Textausschnitte groß genug sind um auch die Schrift zu erkennen und vom Umfang her auch Schriftvergleiche zulassen. Vermeidet es, nur den ausgeschnittenen Namen oder drei für Euch nicht lesbere ausgeschnittene Worte zu posten, die können oft nicht ohne Vergleiche entziffert werden. Gebt bei größeren Texten an, was ihr selbst lesen könnt und ersetzt nicht lesbare Stellen durch Fragezeichen oder Punkte/Linien.

Bei großen Dokumenten ist es besser, diese auf externe Bildviewer oder einen eigenen Webspace hochzuladen und das Dokument in der Anfrage zu verlinken, dann kann man es auch gut genug lesen. Ansonsten verlinkt doch bitte, wenn möglich, eher auf die Onlinequelle als nur einen Screenshot zu machen. Auf FB z.B. sind die Bilder oft so stark verkleinert, daß man kaum etwas erkennen kann. Man kann nicht erwarten, daß Helfende sich die Dokumente auf ihre Rechner herunterladen und nachbearbeite, um eventuelle noch etwas heraus zu holen.
Bitte ladet Bilder in einer lesbaren Richtung hoch. Bei FB lassen sich Bilder z.B. auch nachträglich drehen.

Im Netz gibt es vielfache Möglichkeiten, sich Lesehilfe zu holen. Es gibt verschiedene Foren, von denen das größte Genealogieforum, das des compgen hier stellvertretend genannt werden soll. Außerdem gibt es bei FB diverse Genealogie - Forschungsgruppen und speziell auch Gruppen für Lesehilfe und Kirchenbuchlatein. Bitte beherzigt die o.g. Ratschläge, dann klapp das auch mit dem Inhalt der sehnsüchtig erwarteten Urkunden.

Der Helfer freut sich über ein Danke, wenn er helfen konnte.