krieg 1618 1623Der böhmische Aufstand
Der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte, war eine Krise in Böhmen. Böhmen unterstand den Habsburgern und war mehrheitlich protestantisch. Die Stände hatten sich zu Beginn des Jahrhunderts einen Streit im Hause Habsburg (den sog. Bruderzwist) zunutze gemacht und sich 1609 vom Kaiser Rudolf II. den sogenannten "Majestätsbrief" ausstellen lassen. Dieser garantierte den Ständen weitgehende Autonomie und v.a. Religionsfreiheit. Nachdem dies einige Jahre gutgegangen war, versuchte der 1617 zum König von Böhmen gewählte Ferdinand wiederum den Katholizismus einzuführen. Die Protestanten wehrten sich gegen die Beschränkungen und bildeten ein ständisches Regiment. Ihr Widerstand gipfelte schließlich im berühmten Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618. Dabei wurden die königlichen Statthalter Wilhelm von Slawata und Jaroslaw Martinizt aus dem Fenster der Prager Burg (Hradschin) geworfen. Anschließend erhob sich der böhmische Aufstand.

Der Winterkönig
Im August 1619 setztendie böhmischen Stände König Ferdinand ab und wählten den protestantischen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum neuen König. Dieser versuchte im Reich Unterstützung zu finden, aber die beiden mächtigsten Stände - Kurbrandenburg und Kursachsen - wurden rechtzeitig vom Kaiser durch Gebietsabtretungen neutralisiert. Der schickte Truppen, um den Aufstand niederzuschlagen. Böhmen erhielt allein aus der Kurpfalz Unterstützung, wo Christian von Anhalt ein Söldnerheer mobilisierte. Während sich die protestantische Seite nicht entschließen konnte, war die katholische Seite um so schneller und effektiver: Die Liga stellte ihre Truppen zur Niederschlagung des böhmischen Aufstandes zur Verfügung. Die Union sowie die meisten europäischen Mächte lehnten Friedrich ab. Auch bei der Kaiserwahl 1619 nach dem Tod des Kaisers Matthias erhielt Friedrich keine Unterstützung. Stattdessen wurde Ferdinand zum neuen Kaiser gewählt.
Am 8. November 1620 kam es zur Schlacht am Weißen Berg zwischen den kaiserlichen und den Ligatruppen auf der einen Seite und dem böhmischen Ständeheer auf der anderen Seite, das eine große Niederlage erlitt. Der böhmische König mußte fliehen, gegen die Anführer des Aufstandes wurden harte Strafen verhängt. Adeliger Besitz wurde konfisziert und eine konsequente Rekatholisierungspolitik betrieben. In der Zwischenzeit wurde die Reichsacht über den Pfälzer Kurfürsten verhängt und sein Land von spanischen und ligistischen Truppen besetzt.

Der Erfolg der katholischen Seite
Da der Pfälzer Kurfürst vertrieben war, erhielt Maximilian von Bayern die mit der Pfalz verbundene Kurwürde auf Lebenszeit. Dies war Maximilian 1619 im Münchener Vertrag zugesichert worden, als Gegenleistung für die militärische Unterstützung der Liga, deren Anführer Maximilian war. Ohne die militärische Unterstützung von Spanien, Bayern und der Liga hätte der Kaiser wohl nicht so erfolgreich sein können, denn die Kämpfe gingen weiter. Auf katholischer Seite kämpfte Graf von Tilly erfolgreich gegen die protestantischen Söldnerführer Ernst von Mansfeld, Christian von Halberstadt und Markgraf Georg Friedrich von Baden.
1622 war ein bedeutsames Jahr, denn Heidelberg und Mannheim, die beiden Zentren des Calvinismus, wurden von Tilly eingenommen und waren somit in katholischer Hand. Die Erfolgssträhne Tillys setzte sich auch 1623 fort, als er weiter nach Norden vordringen und die Armeen unter Mansfeld und Christian von Halberstadt endgültig aufreiben konnte.
Diese erste Phase ist durch folgende Ereignisse gekennzeichnet: die Erhebung der böhmischen Stände gegen ihren österreichischen Landesherrn; ihre Niederlage unter dem "Winterkönig"; die Besetzung der Pfalz durch Spanien und die Liga im Auftrag des Kaisers. Zu diesem Zeitpunkt stand die katholische Seite siegreich da.


Quelle:

1. Beatrice Hermanns: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Einführung, in: Gudrun Gersmann / Torsten Reimer (Hg.): München im Dreißigjährigen Krieg. Ein universitäres Lehrprojekt, 1. Version vom 6.12.2000, URL: http://www.krieg.historicum-archiv.net/themen/m30jk/30jkeinfuehrung.htm [Stand: 12.06.2012]